Fachkräftemangel – eine Branche versinkt im Tal der Tränen.

Wenn man sich auf Branchentreffen und in Fachmagazinen so umsieht, beherrscht kein anderes Thema die Diskusionen so sehr wie der Fachkräftemangel in Deutschland. Hier unser Versuch einer Analyse der Gründe und Wege aus der hausgemachten Krise.

So wie auf dem Foto fühlt sich wohl so mancher Gastronom bei der Suche nach Nachwuchs und Personal.

Im Gespräch mit dem Berliner Top-Gastronomen, Franz Josef Steiner, fiel der Satz: „Wenn das mit dem Personal so weitergeht, stelle ich um auf Selbstbedienung“. Schade finden wir. Scheinbar versinkt die Branche im Tal der Tränen, statt zuerst nach Lösungen zu suchen. Scheinbar eine Tugend, die sich in diesem Land immermehr durchsetzt.

Die Gründe hierfür sind jedoch oft hausgemacht.

Klar, der Verdienst in der Gastronomie ist nicht der, nun sagen wir mal, Höchste. Okay! Das ist bekannt. Ebenso bekannt sollte auch sein, dass ohne faire Löhne keine geeigneten Mitarbeiter zu finden sind.

Dies hat sich herumgesprochen. Erste Betriebe fangen wieder an, brauchbare Gehälter anzubieten.

Das nutzt jedoch alles nichts, wenn der Nachwuchs komplett fehlt.

Der Ruf der Branche ist nun mal nicht der Beste. Die Arbeitszeiten sind hart, aber das ist nicht neu. Viele Auszubildende brechen die Lehre vorzeitig ab. Neben den Gehältern werden oft Gründe wie

  • zu starre Hierarchien
  • mangelnde Wertschätzung
  • fehlende Menschlichkeit und
  • vieles andere

genannt.

Zum Glück gibt es einige Ansätze, wieder Mitarbeiter zu finden und sie durch gute Konzepte an das Haus zu binden. Doch der Reihe nach.

Der Verband der Köche Deutschlands versucht über vermeindlich coole Giveaways Nachwuchs für den Beruf des Koches zu finden. So verteilt er zum Beispiel Kondome mit dem Ziel der Nachwuchswerbung. Lieber VKD, das Benutzen eines Kondoms fördert, richtige Anwendung vorausgestzt, nicht ,dass der Nachwuchs kommt. Ob junge Leute bei der Anwendung dieses Präsentes über Ihre Berufswahl nachdenken, lassen wir mal dahingestellt.

In unseren Augen ist es sinnvoller, die Mitarbeiter und auch Azubis die internen Prozesse mitgestalten zu lassen. So können auch Azubis im Rahmen von Projektarbeiten gewisse Kompetenzen übertragen bekommen. Das führt automatisch dazu, dass sie auf Augenhöhe und kreativ mitarbeiten und sich wertgeschätzt fühlen. Wir Führungskräfte müssen endlich lernen, in die Qualität unserer Mitarbeiter zu vertrauen. Warum schaffen wir es, dem Gast das Gefühl der Wertschätzung zu vermitteln und scheitern so erbärmlich bei unseren Mitarbeitern?

Es kann doch nicht so schwer sein, mit Prämienprogrammen zu arbeiten. Die können monetär sein. Sinnvoll ist es aber auch, über Fortbildungen zu arbeiten. Die ganzen Lieferanten bieten ja genug an. Auch hierfür gibt es schon wunderbare LernApps. Nutzt diese doch.

Wichtig ist es doch, den Stolz auf den Beruf des Gastgebers zu vermitteln. Denn eins ist klar, jeder im Betrieb (von der Putzfrau über das Housekeepin, über den Service bis zu Küche und ins Management) ist Gastgeber.

Diese Werte gilt es zu vermitteln.

Dass die Arbeitszeiten immer wieder hart sein können, ist bekannt. Aber auch hier helfen digitale Tools zur Dienstplangestaltung.

Wenn wir es schaffen, flachere Hierarchien in unser Betrieben zu gestalten, wird vieles einfacher.

Mitarbeiter und Azubis wollen ja auch geführt werden. Dies geschieht aber einfacher, wenn auf Augenhöhe miteinander kommuniziert wird. Das heißt aber auch, dass wir uns für die Mitarbeiter (ist das Wort „Markenbotschafter“ oder „Geschmacksträger“ nicht viel angenehmer?) Zeit nehmen.

Es ist nichts daran verkehrt, mit den Mitarbeitern Ziele und Träum zu erarbeiten und an deren Umsetzung zu arbeiten. Nein, wir meinen nicht die nächste Steigerung des Pro Kopf Umsatzes, sondern die Ziele und Träume der Mitarbeiter. Die Vorteile der Branche müssen wieder klar herausgestellt und  medienwirksam präsentiert werden.

Wäre es nicht traumhaft wenn Mitarbeiter andere Mitarbeiter werben. Nicht durch finanzielle Anreize, sondern durch Begeisterung für Ihren Beruf?