Finetrading, oder wie finanziere ich meine Waren ohne Hausbank?
Momentan ist es schwer. Keine Umsätze – keine Einnahmen. Jetzt soll wieder geöffnet werden und ich muss mein Warenlager komplett bezahlen. Für einige von Euch kann das schwer werden. Die Hausbanken sind momentan, sagen wir mal, sehr zurückhaltend mit Krediten. Eine Möglickeit trotzdem an die Waren zu kommen, kann das sogenannte Finetrading sein. Dies ist eine Finanzierung ohne Hausbank.
Ein Hinweis in eigener Sache: Wir sind keine „Finetrader“ und bieten sowas auch nicht an. Wir wollen nur über Finanzierungsmöglichkeiten aufklären!
Ergibt das Sinn für mich?
Nunja, pauschal kann man das nicht beantworten. Aber schau mal selbst und rede mit Deinem Steuerberater. Hier sind einige Einsatzmöglichkeiten aufgelistet.
Wenn Du allgemeine Fragen dazu hast, nimm gerne mit uns Kontakt auf. https://www.gastro-piraten.de/kontakt/
Du hast ein Saisongeschäft? Dann brauchst Du nur zu bestimmten Zeiten große Mengen an Waren.
Du musst fast Dein komplettes Warenlager neu auffüllen?
Mittels der vorgestellten Variante kannst Du die benötigte Ware bestellen, ohne Deine Liquidität sofort zu sehr zu belasten.
Du möchtest Preisschwankungen ausnutzen?
Dann bezahlst Du durch Finetrading erst, wenn Geld (hoffentlich) zurückgeflossen ist.
Du möchtest expandieren und brauchst schnell mal flüssige Mittel?
Hiermit kannst Du kurzfristig vorfinanzieren.
Du kannst keine Sicherheiten mehr stellen?
Diese brauchst Du hier nicht.
Doch wie soll das genau funktionieren?
Schritt 1. Der Rahmenvertrag
Es gibt sogenannte Finetrader. Vereinfacht ausgedrückt sind das sowas wie Zwischenhändler. Mit diesem kannst Du eine Kreditlinie (ähnlich wie bei Deinem Dispo) vereinbaren. Den nimmst Du so in Anspruch, wie Du es brauchst. So wie bei Deinem Dispo. Ja, dabei fallen natürlich auch Gebühren an. Auch wie bei Deinem Dispo – nur günstiger als bei unseren Freunden, den Banken. In diesem Rahmenvertrag wird ein Zahlungsziel mit Dir vereinbahrt.
Schritt 2. Die Bestellung
Jetzt fängt es an, spannend zu werden. Nicht Du, sondern der Zwischenhändler (Finetrader) bestellt die Ware bei Deinem Lieferanten. Natürlich so, wie Du es beauftragt hast.
Schritt 3. Die Lieferung
Dein Lieferant bringt die Ware zu Dir. Also alles wie immer.
Schritt 4. Die Rechnung (also die Erste)
Dein Lieferant stellt dem Zwischenhändler die Rechnung. Nicht Dir.
Schritt 5. Die Sofortzahlung
Nachdem Du die Waren kontrolliert und angenommen hast, zahlt der Zwischenhändler an Deinen Lieferanten. Und das sofort. Dadurch wird ein Skonto genutzt. Auch einer der Gründe, warum diese Variante sehr oft günstiger als ein Dispo bei der Hausbank sein kann.
Schritt 6. Die Rechnung (also die Zweite)
Der Zwischenhändler berechnet Dir den vorgestreckten Betrag. Hierbei sind Zahlungsziele von bis zu 120 Tagen möglich. Hinzu kommen noch die vereinbarten Gebühren. Keine Angst, dazu schreibe ich auch gleich was.
Durch dieses stark verlängerte Zahlungsziel hast Du die Möglichkeit ersteinmal Umsätze (mit der richtigen Kalkulation sogar Gewinne) zu erirtschaften, bevor Du selber zahlen musst.
Schritt 7. Überweisung
Du bezahlst die Rechnung an den Zwischenhändler (Finetrader).
Die Kosten des Finetrading
Es gibt mehrere Faktoren, von denen die Kosten abhängig sind.
- Deine Bonität
- Höhe des ausgehandelten Skontos
- Deine gesamte Einkaufsmenge
- Art der Ware, die bezahlt wird
- Dauer der Vorfinazierung
Es kommt vor, dass die Kosten höher sind als ein Bankkredit. Allerdings bekommst Du einen zusätzlichen Spielraum für Deine Finanzen und es entfallen die banküblichen Sicherheiten.
Ob diese Modell für Dich sinnvoll ist oder nicht, musst Du Dir selbst ausrechnen. Es ist in jedem Fall angeraten, mit deinem Steuerberter vorher zu sprechen und genau zu rechnen.
Autor: Carsten Rengert
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